Wie unterdrückt man unauffällig lästige Ideen?

Ich möchte anhand der folgenden Fälle zeigen, mit welchen
Tricks man arbeitet, um unliebsame Forschungen zu Fall zu
bringen. Eines der „heiligen Gesetze“ ist die Evolutionstheorie,
die man nach Charles Darwin benennt, der selbst gar kein
„Darwinist“ war. Er glaubte als Christ an ein göttliches Wirken.
Das moderne „darwinistische“ Dogma besteht auf zufälligen
Mutationen und der Selektion des Überlebenskampfes. Es ist
schon interessant, wie gut das zum Wirtschaftsimperialismus
des westlichen militärisch-industriellen Komplexes paßt!
Das Dogma besagt aber auch, daß erworbene Eigenschaften
nicht vererbt werden könnten. Und das war das Pech des Wiener
Biologen Paul Kammerer. 80 Dieser war Darwinist und ein
hervorragender Experimentator. Anfang des 20. Jahrhunderts
arbeitete er am „Wiener Institut für experimentelle Biologie“
jahrzehntelang mit Züchtungsprogrammen von Pflanzen und
Tieren, die klar bewiesen, daß erworbene Eigenschaften sehr
wohl an nachfolgende Generationen weitergegeben werden.
So experimentierte er mit gefleckten Salamandern, die er auf
gelbem oder auf schwarzem Untergrund hielt. Die Salamander
paßten mit der Zeit ihre Hautfarbe dem Untergrund an, wodurch
sie besser getarnt waren, und vererbten außerdem diese
Farbe ihren Nachkommen!
Auch mit anderen Tierarten arbeitete er erfolgreich. Seine Experimente
waren gut dokumentiert und nicht anzuzweifeln. Er
wurde jedoch diskreditiert, und zwar wegen eines nebensächlichen
Experiments, das für die restliche Arbeit gar nicht wesentlich
war: 1926 behauptete der Amerikaner Dr. Noble in
einem Artikel in „Nature“, an einem präparierten Krötenexemplar
Kammerers eine Fälschung festgestellt zu haben. Kammerer
bestritt das, der Fall wurde nie geklärt. Die Krötenexperimente
waren nicht entscheidend für die Vererbungsthese, was
auch Kammerer wußte. Warum also hätte er sie fälschen sol

nachzulesen bei R. Milton. Arthur Koestler hat die Geschichte in seinem Roman
„Der Krötenküsser“ verarbeitet.

len und damit seinen Ruf riskieren, wo er doch viel bessere
Beweise hatte, die auch nie angezweifelt werden konnten?
Wie auch immer – Kammerers wissenschaftlicher Ruf war aufgrund
der Kontroverse ruiniert. Er erschoß sich sechs Wochen
später auf einem einsamen Bergpfad.
Der Trick an der Sache war der, daß damit auch die unbestrittenen
Ergebnisse seiner Arbeit vom Tisch waren. Richard Milton
räumt ein, daß ihm Kammerers Experimente für sein Buch
„Facts of life“ sehr nützlich gewesen wären. Er schreibt:
„Allerdings hätte man mir dann vorgeworfen, leichtgläubig die
Beweise eines betrügerischen Experimentatoren akzeptiert zu
haben. Mit dieser Anschuldigung wären dann wiederum alle
von mir vorgebrachten Beweise in einen Topf geworfen worden.
Obwohl mir also überzeugende wissenschaftliche Befunde
von unzweifelhafter Beweiskraft vorlagen, die immer noch
keine allgemeine Anerkennung gefunden haben, wagte ich
nicht, sie zu verwenden.“ 81
Der deutsche Geowissenschaftler Alfred Wegener stellte 1912
seine Hypothese der Kontinentalverschiebung vor. Er wurde
verlacht und als „Spinner“ verleumdet. Nach dem zweiten
Weltkrieg erfuhr Wegener jedoch eine späte Rehabilitierung,
und seine Theorie ist heute fester Bestandteil der „Geologie
der Plattentektonik“. Eine solche Rehabilitierung blieb vielen
Entdeckern jedoch versagt, selbst dann, wenn ihre Entdeckungen
inzwischen anerkannt wurden.